Beschlusslage



Erlenbach, 5. Mai 2012

Aufklärung und Eigenverantwortung statt Bevormundung – auch beim Thema Organspende

Obwohl die grundsätzliche Bereitschaft zu Organspende in der Bevölkerung groß ist, ist der Anteil der tatsächlichen Spender sehr gering und deckt den Bedarf an benötigten Spenderorganen bei weitem nicht.

Um diesem Problem zu begegnen halten die Jungen Liberalen die Einführung einer sogenannten Widerspruchslösung nicht für zielführend. Auch die einmalige Befragung nach Vollendung des 18. Lebensjahres erachten die JuLis nicht als adäquate Lösung, da man keinen Menschen staatlich dazu zwingen darf, sich mit bestimmten Themen zu beschäftigen. Die Entscheidung Organe und wenn ja, welche, zu spenden, muss von jedem Menschen jederzeit bewusst und frei getroffen werden können, daher sprechen sich die JuLis  für die Beibehaltung der erweiterten Zustimmungslösung aus.

Rechtskräftigkeit des Organspendeausweis

Der Organspendeausweis ist eine eindeutige Willensbekundung eines Menschen, seine Organe nach dem Tod anderen Menschen zu Verfügung zu stellen. Dieser Wunsch soll ohne erneute Befragung von Angehörigen des Verstorbenen respektiert werden. Organspendeausweise sollen nicht weiter umgangen werden können und auch gegen den ausdrücklichen Willen von Angehörigen durchgesetzt werden.

Organspendeausweis und Patientenverfügung

Eine schwierige Situation ergibt sich, wenn Menschen mit einem Organspendeausweis in ihrer Patientenverfügung intensivmedizinische Maßnahmen ablehnen, die jedoch für eine Transplantation nötig sind. Um derartigen Widersprüchen entgegen zu wirken, sollen Menschen, die eine Patientenverfügung ausstellen wollen, über den möglichen Widerspruch aufgeklärt werden. Auch der Organspendeausweis soll dahingehend umgestaltet werden, dass er auf die mögliche Problematik hinweist. Dadurch kann jeder Mensch zu Lebzeiten selbst entscheiden, ob er seine Organe spenden will, auch wenn dadurch intensivmedizinische Maßnahmen angewendet werden. Die intensive Auseinandersetzung mit den Themen Patientenverfügung und Organspendeausweis erachten die JuLis als Bereicherung.

Bundesweite Registrierungsstelle

Die  Eintragung als Organspender soll auch auf Wunsch des Spenders auf der Krankenkassenkarte  stattfinden. Über diese Möglichkeit sollen die Versicherten bei dem Erhalt jeder neuen Krankenkassenkarte informiert werden.
Es muss dabei möglich sein, online bei seiner Versicherung eine Willensbekundung zur Organspende auszufüllen (die die gleiche Funktion erfüllt wie der Organspendeausweis) und damit die Eintragung auf der Krankenkassenkarte zu veranlassen. Zudem soll eine zentrale Registrierungsstelle für Organspender beispielsweise bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) oder dem Bundesgesundheitsministerium eingerichtet werden, bei der man sich ebenfalls online registrieren kann.
Die Online-Eintragung bei der Krankenkasse und der bundesweiten Registrierungsstelle wird von der jeweiligen Stelle schriftlich bestätigt und wird erst rechtskräftigt, indem der Spender diese Bestätigung unterschrieben und an die Registrierungsstelle zurückgeschickt hat.
Eine Registrierung muss auch weiterhin über den Arzt oder andere bisherige Anlaufstellen möglich sein. Zudem soll es in Zukunft möglich sein, auch beim Blutspenden sich als Organspender registrieren zu lassen. Desweiteren werden die Apotheken aufgefordert, ihren Kunden Organspendeausweise mitzugeben.
Jede Registrierung als Spender oder Nicht-Spender ist jederzeit ohne Angabe von Gründen widerrufbar.

Transplantationsforschung

In den vergangenen Jahren hat eine intensive medizinische Forschung dazu beigetragen, dass Transplantationen erfolgreich verlaufen und weniger Organe vom Empfängerkörper abgestoßen werden, wodurch vielen Menschen ein längeres Leben ermöglicht werden konnte. Diesen Weg gilt es weiter zu gehen und sich auch anderen Forschungsfeldern zu Öffnen. Es wird beispielsweise bereits an vielen Instituten und Einrichtungen  intensiv im Bereich Tissue Engeneering und Transplantationsforschung geforscht, jedoch stoßen die Ergebnisse in der Bevölkerung häufig auf große Skepsis. Daher fordern die JuLis eine verstärkte Aufklärung über die medizinischen Möglichkeiten der künstlichen Gewebs- und Organsynthese. Eine verstärkte Forschung auf diesem Gebiet kann in Zukunft dazu beitragen, dass die Organspende nicht mehr die einzige Möglichkeit ist, einem Patienten ein funktionsfähiges Organ zur Verfügung zu stellen.